Erziehung ist ein kraftvoller Motor, der uns befähigt, alles zu erreichen. Sie ist nicht nur ein Prozess, sondern vor allem eine Beziehung – die Beziehung, die mit der Verbindung zu uns selbst beginnt. Die Beziehung zu uns selbst spielt die erste und wichtigste Rolle in der Erziehung. Selbstreflexion, biografische Erfahrungen und Bewusstsein formen unser wahres Selbstbild und beeinflussen, wie wir mit anderen interagieren.
Menschen, die in erzieherischen Berufen tätig sind, richten ihren Blick häufig zuerst auf die zu erziehende Person. Doch ich verfolge einen anderen Ansatz: Ich schaue zunächst auf mich selbst und erst danach auf mein Gegenüber. Diese selbstreflektierte Herangehensweise erleichtert die Interaktion und ermöglicht es mir, mein Gegenüber ganzheitlich zu betrachten.
Erziehung ist ein lebenslanger Prozess.
Als soziale Wesen unterliegen wir dem gesellschaftlichen Wandel und befinden uns in einem ständigen Prozess der Anpassung und Entfaltung. Dabei verarbeiten und transformieren wir sowohl unsere Stärken als auch unsere Schwächen. Unsere Beziehungen – zu uns selbst und zu anderen – definieren wir immer wieder neu, abhängig von unseren Erfahrungen. Häufig hören wir uns sagen: „Ich bin nicht mehr derselbe Mensch wie früher." Diese Veränderung ist ein wesentlicher Bestandteil des Erziehungsprozesses.
Erziehung bedeutet, mit allem verbunden zu sein – auch in Momenten, in denen unsere Wünsche nicht erfüllt werden.
Verbunden zu sein heißt, im Vertrauen zu leben, dass das Leben uns die Erfahrungen bietet, die für unser persönliches Wachstum notwendig sind. Wir sind verbunden mit uns selbst, mit unserem höheren Selbst und mit anderen, die vielleicht grundverschieden sind, aber dennoch ihren Platz in dieser Welt haben. Diese Verbundenheit schließt die Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Natur mit ein.
Manchmal erzählt uns unser Verstand eingeprägte Geschichten, vergleicht und verharrt in alten Mustern der Konditionierung. Obwohl wir mit unserem Verstand verbunden sind, fühlen wir uns oft vom großen Ganzen getrennt – das „Ich" bleibt isoliert und allein. Kennst du diese Lebenserfahrung?
Erziehung ist auch ein Führungsstil.
Jeder Mensch, selbst ein Neugeborenes, bringt seinen eigenen Führungsstil mit. Die Natur hat es so vorgesehen, doch oft versuchen wir, gegen diese Anlage anzukämpfen.
In Gruppenprozessen treffen unterschiedliche Führungsstile aufeinander. In Familien, Peergruppen, Teams – überall dort, wo Menschen zusammenkommen, werden diese Stile sichtbar. Sie machen Beziehungen interessant und wertvoll, können jedoch auch herausfordernd sein. Häufig begegnen sich Menschen mit gegensätzlichen Führungsstilen, was ein großes Potenzial zur Weiterentwicklung bietet. Dieser Austausch eröffnet ein holistisches Verständnis dafür, dass wir Teil eines größeren Ganzen sind.
Alles, was geschieht, wird aus einer neuen Perspektive betrachtet.
Wo einst Leidenschaft war, entsteht Hingabe. Diese Hingabe im Erziehungsprozess wird zum Motor der Welt – ein lebenslanges Lernen und Lehren, ein ständiger Austausch, eine kontinuierliche Anpassung und Veränderung des Selbstbildes und der Wahrnehmung des Gegenübers.
Am Ende profitieren alle davon – eine Win-Win-Situation auf persönlicher und kollektiver Ebene. Besonders in Familien mit Kindern oder in Einrichtungen, die Kinder erziehen, entfaltet sich diese Haltung, wenn die Bereitschaft zur Potenzialentfaltung das eigene Ego überwindet.
In diesem Sinne lade ich dich ein, die Reise der Erziehung als dynamischen Prozess zu betrachten. Einen Prozess, der uns alle miteinander verbindet und dazu inspiriert, über uns selbst hinauszuwachsen.
Gratiela Niecznick
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